Rezension ...

... zur Produktion
sic205-2 Benjamin Britten / Bertolt Brecht: Kinderkreuzzug

Braunschweiger Zeitung (29.12.2011)
  Braunschweiger Kinderkreuzzug neu auf CD

Zu den herausragenden Chorpädagogen der Region gehört Manfred Ehrhorn, der als Leiter des Braunschweiger Jugendchors und des Studiochors oft mit Aufführungen zeitgenössischer Werke Erfolge feierte. Ein Mut, der in der reichen Chorszene unserer Tage immer mehr abhanden kommt. 1980 leitete er die Erstaufführung des „Kinderkreuzzuges“ von Benjamin Britten, der 1969 in London uraufgeführt worden war. Ein Stück Zwölftonmusik für Kinderchor, Kinderschlagzeuger, Orgel und Klaviere.

Die damalige Schallplatteneinspielung liegt nun dankenswerterweise bei SICUSKlassik auf CD wieder vor. Zu erleben ist ein spannendes Werk, das gerade in der Atonalität dem grausamen Geschehen nahekommt. Britten vertonte den „Kinderkreuzzug“ von Bertolt Brecht, der die umherirrenden Kinder des Kriegswinters 1939 schildert und ihrer Sehnsucht nach einem Land des Friedens eindringlich Ausdruck gibt. Im Anhang erläutert Ehrhorn mit Musikbeispielen, wie Britten diese Wirkung erreicht.

Da wird etwa der vermeintliche Weg nach Süden als Irren im Kreis entlarvt, weil die aufsteigende Chormelodie sich im Krebsgang wieder an den Ausgang zurückbewegt. Aber wenn Kinder aller Konfessionen das Judenkind begraben, kommt es zum hoffnungsvollen Dur-Dreiklang.

Ein anregendes Dokument.
 Andreas Berger


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