Rezensionen ...

... zur Produktion
Hans-Dieter Meyer-Moortgat
spielt Sergej Ljapunov:

12 Etudes d'exécution transcendante
Hans-Dieter Meyer-Moortgat (Klavier)

Ein Kunde (Februar 2010)
  Von Ihrer Firma habe ich die drei CDs: die Vierne-Orgelsymphonien, die 12 Konzertetüden von Liapunov und die Orgelwerke von Percy Whitlock. Alle drei CDs liegen sowohl vom aufnahmetechnischen, von der Werkauswahl und vom Können der Interpreten weit über dem Durchschnitt.
Und was das Klavier betrifft: mir imponiert tausendmal mer, wenn ein Pianist unbekannte russische Etüden von Liapunov mit voller Hingabe und Engagement auf CD aufnimmt, als wenn eine junge Pianistin das zum zigtausendstenmale mit Chopin-Mazurkas macht. Herr Meyer-Moortgat muß ja unmenschlich viel geübt haben für diese Aufnahme. Die Technik ist wirklich brillant und souverän. Der Klang des Faziolo-Flügels ist ja auch sagenhaft, man hört deutlich, daß da etwas Besonderes geschaffen wurde.
[...] Machen Sie weiter Ihren hervorragenden CDs!
Franz Goedecke, Orgelbauer, München
 
Braunschweiger Zeitung (25. 11. 2008)
  Romantisches Klavier-Abenteuer

Große romantische Klaviermusik hat der bei uns ziemlich vergessene Russe Sergej Ljapunow (1859-1924) geschrieben. Er bezieht sich in seinen „12 Etudes d'exécution transcendante“, also Etüden jenseits der Ausführbarkeit, auf den Klavier-Übervater Liszt.

Es ist dem in Vechelde lebenden Pianisten und Braunschweiger Magni-Organisten Hans-Dieter Meyer-Moortgat zu danken, mit einer brillanten CD des Braunschweiger Labels Sicus-Klassik diese hochvirtuosen, kontrastreichen Stücke zugänglich zu machen.

Das Hören wird zum Abenteuer: In wilden Tonkaskaden, weichem Wiegen, elfenhaftem Tanzen und harfenartigem Glitzern breiten sich Geschichten aus, reißen mit und rühren auch. Meyer-Moortgat bewältigt das mit unglaublicher Akkuratesse und romantischem Einfühlungsvermögen. Eine Entdeckung.
Andreas Berger
 
Codex Flores (27. 11. 2008)
(Onlinemagazin für alle Bereiche der klassischen Musik)
  Ljapunows «Etudes d´exécution transcendante»

Die russische Musik steht zur Zeit wieder hoch im Kurs. Man kann dies als späte Folge des Falls des Eisernen Vorhangs sehen. Die wiedergewonnenen Freiheiten der Begegnung haben es erlaubt, einen erheblichen Nachholbedarf in Sachen Kulturaustausch zu befriedigen. Grosse Gefühle und stupende Virtuosität - seit jeher eine Domäne der russischen Musikerseele - feiern aber nach Zeiten des unterkühlten Intellektualismus im Westen auch sonst eine eindruckliche Wiedergeburt. Da erstaunt es kaum, dass fast vergessen geratene Vertreter aus dem einstigen Zarenreich wieder in Erinnerung gerufen werden. Längst überfällig schien etwa die deutsche Ersteinspielung von Klavierwerken Sergej Ljapunows.

Der 1859 geborene Komponist und Pianist aus dem Umkreis des «Mächtigen Häufleins» hat neben Sinfonien und Kammermusik eine Reihe überbordender pianistischer Fingerbrecher geschrieben, darunter um die Wende zum 20. Jahrhundert die «12 Etudes d'exécution transcendante», op.11, die in Namen und Machart überdeutlich das grosse Vorbild Liszt beschwören - und diesem zum Schluss auch explizit Reverenz erweisen. Dies erstaunt wenig, hat Ljapunow sein pianistisches Handwerk am Moskauer Konservatorium doch in erster Linie bei zwei prominenten Liszt-Schülern erlernt, nämlich bei Paul Papst und Karl Klindworth.

Sein Leben beschloss Ljapunow nach späten, aber grossen pädagogischen Erfolgen als Professor für Klavier und Komposition am St. Petersburger Konservatorium als russischer Emigrant in Paris. Erschöpft von den Torheiten der kommunistischen Kulturpolitik hat er sich während eines Gastspiels in Frankreich dazu entschlossen, nicht mehr nach Hause zurückzukehren.

Die zwölf Etüden op.11 ragen aus seinem Gesamtwerk heraus. Sie wandern ausgehend von Fis-Dur und dis-Moll im Quintenzirkel durch die Kreuztonarten, über die jeweiligen Dur-/Moll-Paare bis zu G-Dur und e-Moll, und sie tragen programmatische Titel wie «Berceuse», «Térek», «Tempête», «Harpes éoliennes» oder «Élégie en mémoire de François Liszt», letztere als Schlussstein mit gut 13 Minuten Spieldauer die längste des insgesamt knapp achtzig Minuten dauernden Zyklus.

Der Klaviersatz ist fast durchgehend üppig, vollgriffig, Arpeggien- und Passagenwerk-verliebt und mit reicher Chromatik und Harmonik durchtränkt, die weniger eine strukturelle als vielmehr eine koloristische Funktion einnehmen. Und tatsächlich steigt da beim Zuhören das Bild eines behaglichen, mit Ikonen und Devotionalien überladenen, von schweren Plüschsofas, Teppichen und dunklen Hölzern dominierten russischen Salons vor dem geistigen Auge auf.

Der 1953 in Potsdam geborene Pianist Hans-Dieter Meyer-Moortgat, ein Schüler Heinz Kämmerlings, war lange Zeit an der Städtischen Musikschule Braunschweig Fachleiter der Klavierklassen und Hauptfachlehrer für studienvorbereitende Ausbildung für Klavier und Orgel. Heute unterhält er in Wolfenbüttel die private Klavier- und Orgelschule «Am Wasserturm». Sie verfügt über einen eigenen Kammermusiksaal, der auch als Aufnahmeraum für die vorliegende Einspielung gedient hat.

In den neunziger Jahren des 20.Jahrhunderts hat sich Meyer-Moortgat bereits mit einem andern Klaviervirtuosen aus dem Liszt-Umfeld beschäftigt, nämlich mit dessen direktem Schüler Julius Reubke. Reubkes technisch teils exorbitant schwer zu spielendes Gesamtwerk für Klavier und Orgel hat Meyer-Moortgat auf CD eingespielt.

Mit den nicht minder kniffligen technischen Problemen der Ljapunow-Etüden scheint der erfahrene Pianist scheinbar spielend fertig zu werden. Der russische Spätromantiker hätte im deutschsprachigen Raum wohl kaum einen versierteren Fürsprecher erhalten können.

Eine in Dynamik, Artikulation und Phrasierung noch etwas differenziertere und bewusster strukturierte Interpretation könnte dem Zuhörer aber möglicherweise helfen, sich von der fast ununterbrochen überströmenden Emphase der Charakterstücke nicht ermüden zu lassen und ihnen vollends die Tiefe zu verleihen, welche die pianistischen Oberflächenreize nicht zu erreichen vermögen.

So oder so sind die halt eben transzendenten - das heisst hinsichtlich ihrer Ausführbarkeit alle zu ihrer Zeit bekannte pianistische Virtuosität überschreitenden - Etüden eine interessante Erweiterung des heutigen Repertoires.
Wolfgang Böhler
 
Klassik.com (21. 12. 2008)
Klassikmagazin im Netz
  Der russische Liszt

Rang oder nicht Rang?
‚Wenn für die romantische Epoche neben Peter Tschaikowsky, Aleksandr Skrjabin und Sergej Rachmaninow ein vierter russischer Klavierkomponist genannt werden soll, der Rang und Namen beansprucht, so fällt die Wahl zweifelsohne auf Sergej Michailowitsch Ljapunow.’ So beginnt der Text im Beiheft einer neuen CD mit Ljapunows '12 Études d’execution transcendante'.

Moment mal: Sind diese Etüden nicht von Franz Liszt? Und hat denn dieser Ljapunow wirklich ‚Rang und Namen’? Beide Fragen sind absolut berechtigt! Denn Ljapunow (1859–1924), der nun wirklich selbst Experten kaum bekannt ist, hat seine Etüden als Hommage an das große Vorbild aller komponierenden Pianisten oder klavierspielenden Komponisten zwischen 1897 und 1906 geschrieben. Die oben zitierte Rechnung geht ohnehin kaum auf, denn einerseits fehlen für die (wie auch immer zu definierende) romantische Epoche mindestens noch die Vertreter Modest Mussorgskij, Milij Balakirew, Anton Rubinstein, Nikolaj Medtner und Samuil Feinberg, andererseits ist Tschaikowsky, was die Sololiteratur für Klavier angeht, eine einigermaßen zu vernachlässigende Größe. Das mindert nicht Ljapunows Rang, den er einzunehmen durchaus berechtigt wäre, sondern zeigt eher, wie reich die russische Musik an hierzulande weitgehend vergessenen Klavierkomponisten ist.

Berauschende Klangwirkung
Der auf dem Tonträgermarkt bisher nicht besonders häufig anzutreffende Pianist Hans-Dieter Meyer-Moortgat hat mit Ljapunows Etüden einen dieser Schätze gehoben und neben der Interpretation von Louis Kentner aus den vierziger Jahren und der des Russen Konstantin Scherbakow die dritte derzeit erhältliche Gesamteinspielung vorgelegt. Und seine Platte macht sofort Eindruck. Ljapunows Etüden stellen spieltechnische Ansprüche der Superlative, die denen von Liszt in nichts nachstehen und mit effektvoller Bravour-Virtuosität einen pianistischen Grandioso-Gestus erzeugen. Hans-Dieter Meyer-Moortgat wird mit diesen Schwierigkeiten nicht nur fertig, sie scheinen ihm sogar gerade recht zu sein, denn selten ist wohl ein solcher Tastendonner auf CD gebannt worden wie in dieser Aufnahme, und die Tempi sind teilweise geradezu wahnwitzig und offenbar am Limit des überhaupt machbaren ...

Jan Kampmeier
 
PIANIST (Ausgabe 03/2009)
  SERGEJ LJAPUNOV —
12 ETUDES D'EXECUTION TRANSCENDANTE OP. 11


Der russische Komponist Sergej Ljapunov (1859 – 1924) ist hierzulande eher unbekannt. Beim Titel „12 Études d'exécution transcendente“ denkt man zuerst an Franz Liszts gleichnamigen Zyklus. Die Namenswahl ist nicht zufällig – Ljapunov, selbst ein herausragender Konzertpianist, widmete seine Etüdensammlung dem verehrten Franz Liszt. Er gehörte dem Kreis um Mili Balkirev an, mit dem er auch das Interesse an russischer, insbesondere kaukasischer Volksmusik teilte. So trägt die zehnte Etüde den Namen „Lesghinka“ und nimmt Bezug auf einen kaukasischen Volkstanz. Sie ist expressis verbis „im Stile Balakirevs“ gehalten, wie der Untertitel anzeigt. Auch sonst tragen die Stücke – wie bei Liszt – programmatische Titel, von denen manche die Virtuosität schon durch den Namen provozieren: „Der Geisterreigen“, „Der Sturm“, „Der Sylphenreigen“.

Hans Dieter Meyer Moortgat, der diesen Zyklus als erster deutscher Pianist beim noch jungen Label Sicus Klassik eingespielt hat, meistert nicht nur diese hochvirtuosen Etüden mit emphatischer Kraft; er versteht es auch, innerhalb der virtuosen Klangkaskaden eine verständliche Struktur herauszuarbeiten und die spezielle Atmosphäre hinter jedem Tongemälde aufzuspüren. Dabei sind es besonders die „ruhigen“ Töne wie im „Wiegenlied“ oder „Idylle“, die die romantische Ausdruckskraft des russischen Komponisten am deutlichsten zu Tage treten lassen. Das ist hier auch dem warmen und zugleich brillanten Klang des Fazioli-Konzertflügels zu verdanken.
Frank Helfrich
 
PIZZICATO (Nr. 194, Ausgabe 06/2009)
  KLAVIERRAUSCH

Die 12 'Études d'exécution transcendante' des russischen Komponisten Sergej Michajlovic Ljapunov (1859 – 1924) wurden 'À la mémoire vénérée de François Liszt' geschrieben und stehen dessen Stücken mit demselben Titel in nichts nach. Sie tragen so unterschiedliche Bezeichnungen wie Berceuse, Carillon, Nuit d'été, Idylle, Harpes éoliennes oder Rondes des sylphes. Die meisten von ihnen verlangen vom Pianisten eine außergewöhnliche Virtuosität. Hans-Dieter Meyer-Moortgat bleibt in dieser Hinsicht nichts schuldig. Er inszeniert ein in allen Hinsichten spektakuläres Klavierspiel mit zum Teil atemberaubenden Tempi ... Der Klavierrausch, in den er den Hörer hineinzieht, ist gewaltig.
Rémy Franck
 
WDR 3 — Variationen (14. 11. 2009, 16.05)
 


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